Die Hochwasserschutzanlage in der Nähe Magdeburgs wurde 1875 eingeweiht und war damals mit seinen 324, je 100 kg schweren Schützentafeln das größte Schützenwehr Europas. Bei niedrigem Pegel ist das Pretziener Wehr geschlossen, um das Wasser in der Elbe zu halten und deren Schiffbarkeit zu verbessern. Bei starkem Hochwasser dagegen wird mit dem Öffnen des Wehrs quasi ein Stöpsel gezogen und ein Viertel des Elbwassers über den etwa zeitgleich erbauten Elbeumflutkanal abgeleitet.
Zunächst unterschätzte man jedoch die Kraft des Wassers bzw. des Eisgangs, so dass das Wehr gleich bei seiner ersten Belastungsprobe 1876 zum Teil nachgab. Daraufhin entwickelte man eine neue Mechanik und baute das Wehr bis 1881 um – seitdem sind die Städte Schönebeck und Magdeburg von katastrophalen Hochwasserlagen verschont geblieben.
Funktion: Hochwasserschutzanlage
Konstruktion: Schützenwehr mit 8 Pfeilern und 2 Widerlagern aus Naturstein, 9 Jochöffnungen, Überbau und Schützentafeln aus Eisen
Entwurf: Hermann Wurffbain, Ing. Rust
Bauleitung: Herrmann Wurffbain (Leitung), Aurel Sturmhöfel, Christian Gravenstein
Entwurf und 2. Bauleitung: August Heß, Otto Wille
Bauzeit Wehr: 1871–1875, Umbau 1876–1881
Bauzeit Umflutkanal: 1869–1875, Ergänzungen von etwa 1879 bis Anfang 1883
Baukosten: 4,4 Mio Mark
Wehrmaße: 163,48 m Länge Überbau, 7,95 m Gesamthöhe, 3,70 m Höhe Unterbau, 12,64 m Jochbreite
Maße Umflutkanal: 21 km Länge