Sauschwänzlebahn ist „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“

Die Wutachtalbahn, auch Sauschwänzlebahn genannt, gehört zu den „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Der Titel wurde ihr am 8. September von der Bundesingenieurkammer gemeinsam mit der Ingenieurkammer Baden-Württemberg und Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann in Blumberg verliehen.

Die zwischen 1887 und 1890 errichtete Wutachtalbahn ist der Mittelteil einer eingleisigen Verbindung zwischen badischer Schwarzwaldbahn und Hochrheinbahn. Die Sauschwänzlebahn ist ein Teilabschnitt dieser knapp 62 Kilometer langen Bahnstrecke. Sie beginnt in Blumberg-Zollhaus und endet in Weizen. Sie verdankt ihren Spitznamen der weitläufig verschlungenen Streckenführung.
Um steile Steigungen im Wutachtal zu vermeiden, wurde die Strecke durch zahlreiche Bögen und Kehrschleifen verlängert. Um die Vorgabe von einer Maximalsteigung von einem Prozent einzuhalten, wurde deshalb die Strecke künstlich auf 25 Kilometer verlängert – durch zahlreiche Schlaufen und den Bau des einzigen Kreiskehrtunnels außerhalb der Alpen. In der sogenannten „Großen Stockhalde“ fährt der Zug im Tunnelverlauf einen vollen Kreis und überwindet dabei über 15 Höhenmeter. Die Bahn führt durch sechs Tunnel, darunter der einzige Kreiskehrtunnel außerhalb der Alpen, sowie über fünf Brücken und Viadukte.

Die Bahnstrecke wurde im Auftrag des Deutschen Reiches und des Großherzogtums Baden zu rein militärischen Zwecken gebaut: Truppen und Kriegsmaterial sollten rasch von Württemberg und Bayern an die französische Grenze verlegt werden können. Denn nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und der erzwungenen Abtretung von Elsass-Lothringen an das Deutsche Reich wurde ein neuer Krieg mit Frankreich erwartet. Die Strecke wurde dann während der beiden Weltkriege nur sporadisch von Militärzügen sowie für Material-, Kohle-, Verwundeten- und Kriegsgefangenentransporte genutzt. Bis 1977 diente sie zum Teil dem Güter- und Personenverkehr, spielte hier aber nie eine wichtige Rolle. Seit 1977 wird die Teilstrecke von Blumberg- Zollhaus nach Weizen als Museumsbahn betrieben.

„Die Sauschwänzlebahn wird von uns ausgezeichnet, weil sie exemplarisch für die herausragenden Ingenieurleistungen im Eisenbahnbau am Ende des 19. Jahrhunderts steht. Die Streckenführung und die dafür errichteten  Bauwerke bilden ein in Europa einmaliges Ensemble“ sagte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Hans-Ullrich Kammeyer.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Die Sauschwänzlebahn ist nicht nur ein herausragendes touristisches Ziel, sondern zudem ein technisch einzigartiges Gesamtbauwerk. Einst aufwändig geplant und gebaut vornehmlich für Militärzwecke, dient es heute dem Frieden und der Verständigung über Grenzen hinweg. Insofern ist die Sauschwänzlebahn ein erfolgreiches Konversionsprojekt, dessen Erfolg auch durch Landesmittel möglich gemacht wurde.“

Zur Begründung der Titelverleihung erläuterte Rainer Wulle, Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg: „Auch für die damalige Zeit war es außergewöhnlich, eine solch aufwendige Bahnstrecke zu ausschließlich militärischen Zwecken zu bauen. Das Besondere an der Bahn ist aber für uns, wie die Ingenieure die Aufgabe umsetzten, eine für schweres Gerät befahrbare Strecke in anspruchsvollem Gelände einer damals noch bedingt leistungsfähigen Lokomotivtechnik anzupassen.“

Landrat Sven Hinterseh betonte: „Der Titel unterstreicht die besondere Bedeutung der Museumsbahn für unsere Ferienregion Schwarzwald-Baar-Kreis und hebt die geniale Ingenieurleistung hervor, durch die diese Bahn entstanden ist. Dank gilt vor allem denjenigen, die sich hauptamtlich, aber auch sehr stark ehrenamtlich für den Erhalt und die Instandhaltung der Sauschwänzlebahn einsetzen. Sie ermöglichen zahlreichen Fahrgästen bei einer Bahnfahrt mit ihrer spektakulären Streckenführung durch unsere Naturlandschaft im Wutachtal einen Blickwinkel, der begeistert. Unsere Sauschwänzlebahn ist ein Highlight in unserem Schwarzwald-Baar-Kreis, welches weit über Blumberg und die Region hinaus strahlt.“

„Der Titel ‚Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst‘ ist eine große Ehre für die Stadt Blumberg“, sagte Blumbergs Bürgermeister Markus Keller. „Unsere Sauschwänzlebahn ist für die Blumberger nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch ein großes und wichtiges Kapitel unserer Stadtgeschichte. Im Jahr 1887 entschloss man sich aus sicherheitspolitischen Gründen für den Bau dieser einzigartigen Bahnstrecke mit ihren beeindruckenden Viadukten und Tunnel. Die umfangreichen Bauarbeiten brachten damals rund 4.500 Arbeiter aus ganz Deutschland und dem Ausland nach Blumberg – einige sind geblieben und brachten ‚frischen Wind‘ und den besonderen Charme, der heute noch Blumberg ausmacht, in das damals etwas verschlafene Städtchen Blumberg“, erläuterte Keller, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Bahnbetriebe Blumberg GmbH & Co. KG ist.

Christian Brinkmann, der Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg GmbH & Co. KG, fügte hinzu: „Die Auszeichnung wirft einmal wieder ein Licht auf die Sauschwänzlebahn, deren Hauptfinanzierung durch den Fahrkartenkauf unserer Fahrgäste für die Museumszügen geleistet wird“.

Die Bundesingenieurkammer ehrt seit 2007 historisch bedeutende Ingenieurbauwerke mit dem Titel „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Die in Frage kommenden Bauwerke müssen sich auf dem Territorium der Bundesrepublik befinden und älter als 50 Jahre sein. Zur Sauschwänzlebahn ist eine Publikation im Rahmen der Schriftenreihe »Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland« geplant.

www.wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de
www.sauschwaenzlebahn.de